Jana Pölzl arbeitet seit 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Marketing & Management, Fachgebiet Marketing und Business Development (570 A). In ihrer Dissertation erforscht sie die Erfolgsfaktoren von Geschäftsmodellinnovationen. Johannes Klenk sprach mit ihr über ihre Forschung.
Johannes Klenk: Was ist Ihr Forschungsthema? Worum geht es in Ihrer Arbeit?
Jana Pölzl: Ich forsche im Bereich Business Development mit dem Schwerpunkt Geschäftsmodellinnovationen. Business Development ist ein Thema, das viele Unternehmen zurzeit bewegt. In zunehmend gesättigten Märkten, die auch international häufig in ihrer bestehenden Form keine ausreichenden Wachstumspotenziale mehr bieten, kommt der Suche, Bewertung und Implementierung von neuen Geschäftsfeldern ein immer größerer Stellenwert zu. Viele Unternehmen sehen sich heute einem immer dynamischeren Marktumfeld ausgesetzt, das sie zur strategischen Weiterentwicklung traditioneller Geschäftsmodelle und Marktaktivitäten zwingt. Da es sich beim Business Development allerdings noch um eine sehr junge Disziplin handelt, ist gerade bei diesem Thema noch viel Forschung erforderlich. Während in der bisherigen Forschung überwiegend Studien zur Konzeptualisierung von Geschäftsmodellen und Geschäftsmodellinnovationen vorliegen, beschäftigen sich Forscher bisher kaum mit erfolgskritischen Faktoren von Geschäftsmodellinnovationen. Das Schließen dieser Forschungslücke stellt den Hauptteil meiner Forschung dar. Im Rahmen von empirischen Studien zu Erfolgsfaktoren von Geschäftsmodellinnovationen wird untersucht, welche unternehmensinternen und -externen Faktoren Erfolg und Misserfolg von Geschäftsmodellinnovationen erklären können. Darüber hinaus wird an einem Beispielmarkt für eine Geschäftsmodellinnovation, dem Car-Sharing-Markt in Deutschland, untersucht, welche Faktoren aus Kundenperspektive den Erfolg von Geschäftsmodellinnovationen beeinflussen bzw. welche Faktoren die kundenseitige Akzeptanz von Geschäftsmodellinnovationen hemmen. Zur Untersuchung der Erfolgsfaktoren werden Strukturgleichungsmodellierung und fuzzy set Qualitative Comparative Analysis verwendet.
Klenk: Was finden Sie persönlich als Forscherin besonders spannend an Ihrem Thema?
Pölzl: Persönlich finde ich neben dem hohen Interesse der Forschungscommunity beispielsweise auf internationalen Konferenzen die sehr hohe Praxisrelevanz meines Themas besonders spannend. Business Development und vor allem Geschäftsmodellinnovationen erfahren erst seit kurzer Zeit hohes Interesse von Forschern. Gerade deshalb ist der enge Kontakt zur Praxis in diesem Bereich sehr wichtig, um die Themen in der Wissenschaft vorantreiben zu können und an den Bedürfnissen der Praxis ausrichten zu können. Bei den Primärdatenerhebungen für unsere wissenschaftlichen Studien bekommen wir immer wieder die Rückmeldung, dass die Themen Business Development und Geschäftsmodellinnovationen hoch aktuell und relevant für die Praxis sind, sodass die befragten Praktiker sehr an den Ergebnissen interessiert sind.
Außerdem finde ich bei der Bearbeitung meines Themas die Verwendung einer für den Bereich Wirtschaftswissenschaften relativ neuen Methode sehr reizvoll. Qualitative Comparative Analysis (QCA) ist eine Methode zum systematischen Fallvergleich. Ihr Ziel ist es, notwendige und hinreichende Bedingungen für ein jeweiliges Ergebnis zu identifizieren. Die Methode geht auf den amerikanischen Sozialwissenschaftler Charles Ragin zurück. Der Grundgedanke von QCA besagt, dass die Realität zu komplex sei, um die Wirkung einzelner Faktoren auf ein Ergebnis isoliert betrachten zu können. Vielmehr führe das Zusammenwirken mehrerer vorliegender Bedingungen zu einem bestimmten Ergebnis. Da die aus den Sozialwissenschaften stammende Methode in den Wirtschaftswissenschaften erst seit einigen Jahren vermehrt Anwendung findet, ergeben sich in diesem Bereich viele neue interessante methodische Möglichkeiten wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen zu untersuchen.
Klenk: Worin besteht die gesellschaftliche Relevanz des Forschungsprojekts bzw. der Ergebnisse?
Pölzl: Die Ergebnisse haben vor allem eine hohe Relevanz für etablierte Unternehmen, die ihre Geschäftsaktivitäten wesentlich umstrukturieren, weiterentwickeln oder komplett verändern möchten.
In dem von mir untersuchten Bereich der Sharing Economy gibt es natürlich eine Menge gesellschaftlicher Auswirkungen. Zu denken ist beispielsweise an die mit dem Sharing-Ansatz verknüpften potenziellen Ressourceneinsparungen. Ich habe mich allerdings vorrangig der Frage gewidmet, wie Unternehmen die Akzeptanz solcher neuen Geschäftsmodelle bei Ihren Kunden fördern können.
Für die Wissenschaft lassen sich weitere Implikationen ableiten. Beispielsweise ist Business Development nicht durch eine Forschungsrichtung allein vollständig abzudecken. Business Development ist ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das unter anderem Aspekte der Strategischen Managementforschung, mit der des strategischen Marketings und des Corporate Entrepreneurships verbindet. Außerdem geht aus der Forschung im Hinblick auf die Methodik hervor, dass sich QCA als Untersuchungsmethode für die Geschäftsmodellinnovationsforschung sehr gut eignet.
Klenk: Vielen Dank für das interessante Gespräch und alles Gute für den Abschluss Ihrer Promotion!