Forschung hautnah: Dr. rer. pol. Gregor Pfeifer

Gregor Pfeifer arbeitet seit 2015 als PostDoc am Institut für Volkswirtschaftslehre, Fachgebiet Ökonometrie und empirische Wirtschaftsforschung (520B). Er forscht mit mikroökonometrischen Methoden zu den Wirkungen politischer Marktinterventionen. Vor seinem Wechsel an die Uni Hohenheim war er an der Universität des Saarlandes, der Griffith University (AUS) und der Penn State University (USA) tätig. Johannes Klenk sprach mit ihm über seine Forschung.

Johannes Klenk: Was ist Ihr Forschungsthema? Worum geht es in Ihren Untersuchung?

Gregor Pfeifer: Ich beschäftige mich mit Politikevaluation im Feld der Ökonomie. Dabei bewege ich mich frei zwischen verschiedenen Subdisziplinen wie beispielsweise der Finanzwissenschaft oder der Bildungsökonomie. Der übergeordnete Spannbogen ist jeweils die Messung kausaler Effekte. Hierfür wende ich unterschiedliche mikroökonometrische Methoden an. Zur Veranschaulichung: Will man prüfen, wie erfolgreich eine bestimmte politische Intervention, z.B. die Abwrackprämie oder eine Kaufprämie für E-Autos ist, reicht es nicht aus, einfach die Absatzzahlen subventionierter PKWs zu zählen. Man muss sich vielmehr damit beschäftigen, wie viele solcher PKWs denn auch ohne die Intervention verkauft worden wären. Dieses sogenannte „kontrafaktische“ Szenario ist nicht beobachtbar, da zu einem Zeitpunkt nicht beide Szenarien – Intervention bzw. keine Intervention – gegeben sein können. Mit geeigneten Methoden ist es jedoch möglich, solch einen kontrafaktischen Zustand zuverlässig zu berechnen. Hierin liegt eine der großen Herausforderungen meiner Arbeit. Gelingt es, so kann man den Effekt der Intervention mit dem Effekt, der ohne Intervention entstanden wäre, vergleichen. Erst dieser Vergleich erlaubt eine aussagekräftige Evaluation der Intervention, in diesem Beispiel einer staatlichen Subvention. Analoges lässt sich übertragen auf Arbeitsmarktprogramme, Entwicklungshilfe und vieles mehr.

Klenk: Was finden Sie persönlich als Forscher besonders spannend an Ihrem Thema?

Pfeifer: Die Möglichkeit mich Forschungsfragen nach persönlichem Interesse zu widmen. Durch meinen methodischen Schwerpunkt bin ich nicht an ein spezifisches Themenfeld gebunden. Ob ich mich nun mit den Auswirkungen der Abwrackprämie, der Abschaffung der verbindlichen Lehrerempfehlungen beim Übergang von Primär- zu Sekundarstufe oder den ökonomischen Auswirkungen der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika beschäftige – ich kann inhaltlich verschiedenartige ökonomische Sachverhalte erforschen, die gerade im gesellschaftlichen Interesse stehen oder mir schlicht Freude bereiten. Über die Methodik erschließen sich zudem Möglichkeiten, mit Forschern aus verschiedenen Feldern zu kollaborieren. Gemeinsames Arbeiten erhöht die Motivation und erweitert den Horizont. Darüber hinaus fördert es den wissenschaftlichen Diskurs.

Klenk: Worin besteht die gesellschaftliche Relevanz des Forschungsprojekts bzw. der Ergebnisse?

Pfeifer: Die Ergebnisse meiner Forschung sind stets von Politikrelevanz geprägt. Einerseits geht es darum, Interventionen ex post zu evaluieren, also beispielsweise für effizient oder nicht effizient zu befinden. Andererseits geht es in gleichem Maße darum, konkrete Handlungsempfehlungen für Politik beziehungsweise Entscheidungsträger abzuleiten. Was können wir zum Beispiel aus der Abwrackprämie 2009 vor dem Hintergrund lernen, dass wir ähnliche Programme auch in Zukunft erleben werden (siehe besagte E-Prämie)? Ist es sinnvoll, Eltern statt Lehrer über die Schulform entscheiden zu lassen, auf welcher ihre Kinder nach Abschluss der Grundschule den Bildungsweg fortsetzen? Wie gewinnbringend ist es, eine Fußball-WM in einem Entwicklungsland auszurichten und dafür Milliarden zu investieren? Neben diesen praktischen Gesichtspunkten geht es mir allerdings auch immer darum, die für die zu messenden Effekte eingesetzten ökonometrischen Methoden weiterzuentwickeln. Dadurch soll die angewandte Forschung zukünftig noch besser in der Lage sein, spannende und wichtige Fragen bestmöglich evaluieren zu können.

Klenk: Vielen Dank für das spannende Gespräch!