Elisabeth Berger forscht und lehrt seit 2013 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Marketing & Management, Fachgebiet Unternehmensgründungen und Unternehmertum (570C). Sie arbeitet unter anderem mit konfigurationalen Analysen zu erfolgsversprechenden Rahmenfaktoren von Entrepreneurship. Elisabeth Berger ist über das Fachgebiet 570C im DAAD-geförderten thematischen Netzwerk „Innovation, Entrepreneurship and Finance – INEF“ beteiligt und arbeitet hier mit Partnern an der Texas A&M University zusammen.
Elisabeth Berger hat bis 2011 in Hohenheim und an verschiedenen Stationen im Ausland studiert. Vor der Rückkehr an der Uni Hohenheim war sie als Unternehmensberaterin bei der Deutschen Bahn beschäftigt. Johannes Klenk sprach mit ihr über ihre Forschungsinteressen und Entrepreneurship.
Johannes Klenk: Was ist Ihr Forschungsthema? Worum geht es in Ihren Untersuchungen?
Elisabeth Berger: In meinen Arbeiten sehe ich zwei thematische Stränge: Zum einen interessiert mich, was zum Erfolg von Unternehmensneugründungen bzw. Start-ups führt. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, welche Rolle die Beteiligung von Venture Capital für den Erfolg einer Gründung spielt oder auch die Frage, welche Gestaltungsfaktoren auf der Ebene der Business Models erfolgversprechend sind. Zum anderen beschäftigt mich, welche externen Faktoren Start-ups beeinflussen – Stichwort gründungsfreundliche „Ökosysteme“. Hier beschäftige ich mich beispielsweise damit, welche Kontextfaktoren mit dem Anteil von Frauengründungen assoziiert sind oder welchen Einfluss das umgebende Ökosystem auf die Unternehmensbewertung von Start-ups hat. In beiden Themenbereichen arbeite ich empirisch-komparativ, ich vergleiche erfolgreiche mit weniger erfolgreichen Start-ups bzw. verschiedene geografische oder soziale Einheiten auf ihre Gründungsfreundlichkeit hin. Eine große Herausforderung liegt dann immer darin, die fast unüberschaubare Vielfalt an Einflussfaktoren auf die wesentlichen Erklärungen zu reduzieren und verbindliche Muster herauszuarbeiten.
Klenk: Was finden Sie persönlich als Forscherin besonders spannend an Ihrem Thema?
Berger: Ich mag die besondere Offenheit rund um das Thema Entrepreneurship. Zum Beispiel gibt es dort einen sehr produktiven Umgang mit Fehlschlägen – die Entrepreneure aber auch die Gründungsforschung begreifen Scheitern als Fortschritt und Lerngelegenheit. Mit diesem Entrepreneurial Spirit fühle ich mich persönlich sehr verbunden – wahrscheinlich auch, weil ich familiär mit der Unternehmerwelt verknüpft bin. Wissenschaftlich kommt dazu, dass die Entrepreneurship-Forschung sehr interdisziplinär arbeitet und Ansätze aus ganz verschiedenen wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fächern zur Bearbeitung ihrer Fragestellungen nutzt. Dabei kommen immer wieder innovative aber zugleich sehr produktive Lösungsansätze heraus.
Klenk: Worin besteht die gesellschaftliche Relevanz des Forschungsprojekts bzw. der Ergebnisse?
Berger: Da kommen unterschiedliche Faktoren in Betracht. Zunächst ist Entrepreneurship – also die wirtschaftliche Realisierung innovativer Ideen – ein ganz wichtiger Motor für Wachstum, wirtschaftliche Entwicklung und Beschäftigung. Das hat auch die Politik schon lange erkannt und fördert deswegen Entrepreneurship mit zahlreichen Maßnahmen. Haben Sie schon mal etwas von den sogenannten „Global Goals“ gehört, auf die sich die Vereinten Nationen 2015 verpflichtet haben? Das ist ein strategischer Rahmen, um in den nächsten 15 Jahren die globalen Herausforderungen von der Bekämpfung von Hunger und extremer Armut bis hin zur Bewältigung des Klimawandels zu lösen. Darin hat Entrepreneurship eine zentrale Rolle – denn die sozialen Probleme stellen gleichzeitig Gelegenheiten dar, die oftmals unternehmerisch gelöst werden können.
Klenk: Ich danke Ihnen für das faszinierende Gespräch!