SAFARI auf Sansibar – Ein neues Schwergewicht der Forschung begleitet die Einführung einer Grundsteuer auf der Urlaubsinsel Sansibar [21.06.21]
Das Fachgebiet Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft (520D), freut sich über ein neues Schwergewicht der Forschung: Prof. Dr. Nadja Dwenger hat in Kooperation mit dem Chr. Michelsen Institute in Bergen/Norwegen rund 1,1 Millionen Euro für ein Forschungsprojekt eingeworben, um am Beispiel von Sansibar die dortige Einführung einer Grundsteuer als natürliches Experiment zur Steuerdurchsetzung zu erforschen. Das Projekt „Successful Advances in Fiscal ARchITecture“ (SAFARI) startete am 1. April dieses Jahres. Es ist auf vier Jahre ausgelegt und wird vom Research Council of Norway gefördert.
Welche Instrumente stehen dem Staat bei der Steuerdurchsetzung zur Verfügung? Und welche davon sind effizient? Welche Rolle spielen Gerechtigkeitsüberlegungen für das Verhalten von Steuerpflichtigen? Wie beeinflusst die Einführung einer neuen Steuer die Durchsetzung bereits bestehender Steuern? Fragen wie diese untersucht Prof. Nadja Dwenger in verschiedenen wissenschaftlichen Studien und in unterschiedlichen Zusammenhängen. Wichtig ist ihr dabei neben der wissenschaftlichen Exzellenz ein praxisbezogener Ansatz ihrer Forschung, damit die Ergebnisse für zukünftige finanzpolitische Entscheidungen herangezogen werden können.
Dieser Aspekt steht auch beim neuen Forschungsprojekt SAFARI im Fokus. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist das Verhältnis von Steuereinnahmen zum Bruttoinlandsprodukt mit 10 bis 20% im Vergleich zu europäischen Ländern mit über 30% sehr niedrig. Als wichtiges Element zur Erhöhung von staatlichen Einnahmen könnte die Grundsteuer dienen. Auf der zu Tansania gehörenden Insel Sansibar, wo das Verhältnis Steuereinnahmen zu BIP mit 11,8% besonders niedrig ist, begleitet das Forschungsprojekt deshalb die Einführung einer Grundsteuer. Dabei arbeitet das Forschungsteam um Prof. Dr. Nadja Dwenger eng mit den Behörden vor Ort zusammen. „Die schrittweise Implementierung einer neuen, elementaren Steuer bietet ideale Voraussetzungen dafür, die Auswirkungen auf andere, bereits bestehende Steuern messbar zu machen. Außerdem werden wir im weiteren Verlauf Feldexperimente und Umfragen durchführen, um die Bedeutung von Gerechtigkeitsüberlegungen für die Akzeptanz der Steuer und die Steuerehrlichkeit der Steuerpflichtigen zu untersuchen“, erläutert die Finanzwissenschaftlerin. Weiterhin erforschen die Wissenschaftler:innen, welchen erkennbaren Einfluss die Einführung einer neuen Steuer auf die allgemeine Wirtschaftsentwicklung nimmt.
Die Forschungsergebnisse sollen den Entwicklungsländern neue Perspektiven eröffnen, die Finanzierung ihrer nationalen Anliegen selbständig zu verbessern und somit die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erfüllen. Außerdem sollen die Erkenntnisse bei zukünftigen Entscheidungen in der Entwicklungspolitik der Industrienationen Beachtung finden.
Eckdaten des Projekts:
- Projekttitel: SAFARI (Successful Advances in Fiscal ARchITecture)
- Fördersumme/Geldgeber: Das Projekt wird insgesamt mit 1,1 Mio. Euro vom Research Council of Norway gefördert
- Projektdauer: 01.04.2021 - 31.03.2025
Schwergewichte der Forschung:
Als „Schwergewichte der Forschung“ gelten herausragende Forschungsprojekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 350.000 Euro bei den Experimental- bzw. 150.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften. Die Pressestelle begleitet solche Projekte mit einer internen Meldung und einer Pressemitteilung.