MINT-Berufe: Landesstiftung fördert neues Forschungsprojekt mit fast 120.000 € [24.01.17]
Prof. Dr. Aderonke Osikominu und Dr. Gregor Pfeifer (beide Fg. Ökonometrie und empirische Wirtschaftsforschung - 520B) evaluieren im Rahmen des Netzwerks Bildungsforschung der Baden-Württemberg Stiftung die „Heterogenität von Erträgen und Kosten der Ausbildung in MINT-Berufen“
Seit einigen Jahren ist die Steigerung der Absolventenzahlen in den sogenannten MINT-Fächern ein fester Bestandteil der (bildungs-)politischen Agenda in Deutschland und anderen Industrienationen. MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik und damit für eine Fächergruppe, die besondere Bedeutung hinsichtlich der Innovationsfähigkeit der Wirtschaft hat. Trotzdem ist der Anteil junger Menschen, die sich für eine Ausbildung in einem Fach des MINT-Spektrums entscheiden, eher gering. Verschiedene Prognosen sagen daher einen deutlichen Fachkräftemangel in diesem Bereich voraus und argumentieren, dass damit ein reduziertes Wirtschaftswachstum einhergehen könnte.
Um diesem Problem zu begegnen, wurden durch Wirtschaft und Politik verschiedene Initiativen und Projekte gestartet, die die Zahl derjenigen, die sich für eine MINT-Ausbildung entscheiden, erhöhen sollen. Perspektivisch soll damit das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften gesteigert werden. Aus der Sicht der ökonomischen Bildungsforschung stellt sich dabei u.a. die Frage, wie es um die Erträge solcher Projekte bestellt ist bzw. wie eine möglichst effektive Förderung der MINT-Ausbildung gelingen kann.
Hier setzt das Forschungsprojekt „Heterogenität von Erträgen und Kosten der Ausbildung in MINT-Berufen“ an, das die Hohenheimer Volkswirtschaftler Prof. Dr. Aderonke Osikominu und Dr. Gregor Pfeifer jetzt im Rahmen des Netzwerks Bildungsforschung der Baden-Württemberg Stiftung eingeworben haben. Das Projekt wird mit insgesamt 118.000 € gefördert und läuft von Oktober 2017 bis September 2019.
Im Rahmen des Projekts wird zunächst untersucht, welche Erträge eine Ausbildung in einem MINT-Beruf bringt und wie heterogen sich diese Erträge gestalten. Parallel wird erforscht, welche Kosten mit der Ausbildung in MINT-Berufen verbunden sind und wie heterogen sich die Kostenseite darstellt. In einem weiteren Schritt kann dann die Relation zwischen Kosten und Erträgen analysiert werden und somit Rückschlüsse auf die Wirksamkeit politischer Interventionen gezogen werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei insbesondere dem Vergleich von Männern und Frauen innerhalb des Samples, da die MINT-Fächer eine stark ausgeprägte Geschlechterungleichheit aufweisen.
Stellen sich die Erträge als homogen und positiv dar, die Kosten aber als heterogen, bedeutet dies, dass prinzipiell jeder von einem Übergang in einen MINT-Beruf profitieren würde, einige Gruppen in ihrer Berufswahl aber durch die hohen Kosten der Ausbildung eingeschränkt sind. Eine staatliche Intervention, die die Ausbildungskosten senkt, wäre unter diesen Bedingungen ein effizientes Mittel und könnte die Zahl der MINT-Absolventen erheblich steigern. Stellen sich aber die Erträge als sehr heterogen und für einige Gruppen negativ dar, dann erzielen breit angelegte Interventionen nicht das gewünschte Ergebnis. Wenn es allerdings gelingt, diejenigen Gruppen exakt zu identifizieren, die besonders von einem MINT-Beruf profitieren würden, so können passgenaue und deshalb effektive Interventionen für die betreffenden Menschen entwickelt werden.
Mit den Erkenntnissen aus dem Forschungsprojekts wird es so möglich, wirksame politische Interventionen zu identifizieren und so die bildungspolitische Steuerung evidenzbasiert zu verbessern.