Forschung: Erfolgreiche DFG-Mitteleinwerbung von Prof. Dr. Wolfgang Schweiger [22.07.16]
Mit dem Projekt „Vertrauen in Journalismus im medialen Strukturwandel“ hat Prof. Dr. Wolfgang Schweiger 218.000 € eingeworben. Der erfolgreiche Projektantrag zielt auf ein besseres Verständnis des Spannungsfeldes zwischen einem diffuser werdenden Journalismusbegriff und der wachsenden Medienskepsis der Nutzer. Dies ist bereits der dritte DFG-Grant des Hohenheimer Kommunikationswissenschaftlers.
Das Vertrauen des Publikums in Journalismus ist für das Funktionieren einer demokratischen Öffentlichkeit essenziell. Umso beunruhigender ist die wachsende Medienskepsis in Teilen der Bevölkerung, die zuletzt in Lügenpresse-Vorwürfen gegenüber journalistischen Medien gipfelte. Gleichzeitig findet ein umfassender medialer Strukturwandel statt. Er umfasst die Vervielfachung von Informationsquellen – viele davon nicht-journalistisch –, eine sich verändernde Nachrichtennutzung durch die Bürger, ihre verstärkte Beteiligung an öffentlichen Debatten, etwa in Nutzerkommentaren, sowie die sich wandelnden Rolle des Journalismus.
Das dreijährige Projekt untersucht, wie der Vertrauensverlust des Journalismus und der mediale Strukturwandel zusammenhängen. Dabei kommt eine Methodenkombination mit drei Teilstudien zum Einsatz:
- In qualitativen Einzelinterviews werden die relevanten Wahrnehmungen, Kenntnisse und Bewertungen von Internetnutzern exploriert.
- Eine Online-Repräsentativbefragung von Internetnutzern erfasst ihre individuell meistgenutzten Informationsquellen und Inhalte, journalismusbezogene Erwartungen und Wahrnehmungen, Vertrauen in Journalismus sowie relevante Persönlichkeitseigenschaften.
- In einer Medieninhaltsanalyse werden die in Deutschland meistgenutzten Informationsquellen in Rundfunk, Print und Online inklusive dortiger Nutzerkommentare quantitativ erfasst. Zusätzlich werden Facebook-Posts öffentlich relevanter und reichweitenstarker Akteure analysiert. Der Untersuchungszeitraum umfasst den Monat vor der Repräsentativbefragung.
Dieses Vorgehen ermöglicht es, die inhaltsanalysierten Medien- und Social Media-Inhalte mit denjenigen Befragten zu verknüpfen, die die Informationsquellen kennen und nutzen. Auf diese Weise lässt sich das individuelle Vertrauen oder Misstrauen in Journalismus im Zusammenspiel mit angebots- und rezipientenseitigen Konstrukten untersuchen.
Prof. Dr. Wolfgang Schweiger ist seit 2013 Leiter des Fachgebiets Kommunikationswissenschaft, insbesondere interaktive Medien- und Onlinekommunikation. Das Fachgebiet befasst sich aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht mit Online-Kommunikation. Dabei stellt sich die Frage, welche Auswirkungen sich auf Individuen, Organisationen, Medien und die Gesellschaft ergeben. Dabei werden Online und Offline als aufeinander bezogene Teile einer integrierten Kommunikations- und Medienwelt betrachtet. Viele Online-Trends haben ihre Vorbilder und Ursprünge in der 'echten' Welt, verändern diese aber teilweise erheblich und wirken auf die Offline-Welt zurück.