Neues Schwergewicht der Forschung untersucht Aufbau einer effizienten Finanzverwaltung  [16.09.20]

Das Fachgebiet Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft (520D), freut sich über ein neues Schwergewicht der Forschung: Prof. Dr. Nadja Dwenger hat rund 230.000 Euro für die Universität Hohenheim eingeworben, um am Beispiel der ostdeutschen Bundesländer nach der Wiedervereinigung den Aufbau einer effizienten Finanzverwaltung zu erforschen. Das Projekt „Aufbau einer funktionsfähigen Finanzverwaltung“ (FISCAP) führt Prof. Dr. Nadja Dwenger in Kooperation mit Dr. Anna Gumpert von der Ludwig-Maximilians-Universität München und Prof. Dr. Julia Fleischer von der Universität Potsdam durch. Das Forschungsprojekt startet am 1. Oktober dieses Jahres. Es ist auf drei Jahre ausgelegt und wird insgesamt mit 695.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Prof. Dr. Nadja Dwenger (520D)

 

Wie lässt sich eine funktionsfähige Finanzverwaltung in Staaten aufbauen, in denen sie fehlt? Welche Maßnahmen und Strategien sind dabei besonders effektiv? Diese und andere Forschungsfragen stellen sich die Wissenschaftlerinnen im Verbundprojekt FISCAP. „Die Finanzverwaltung setzt die Steuergesetze durch und stellt das Steueraufkommen sicher. Nur so lassen sich öffentliche Güter finanzieren. Die Finanzverwaltung ist also entscheidend für die Fähigkeit eines Staates, seine Aufgaben zu erfüllen. Dennoch wissen wir sehr wenig darüber, wie eine effiziente Finanzverwaltung entsteht. Das wollen wir anhand von einzigartigen Daten zu den ostdeutschen Finanzämtern nach der Wiedervereinigung untersuchen“, erklärt Prof. Dr. Nadja Dwenger. Dabei untersuchen die Wissenschaftlerinnen erstmals empirisch die verschiedenen Strategien und Maßnahmen, die für den Finanzverwaltungsaufbau in den ostdeutschen Bundesländern in den 1990er Jahren ergriffen wurden. Sie haben für das Forschungsprojekt detaillierte Informationen zur Verwaltungshilfe westdeutscher Finanzämter zusammengetragen, die diese nach der Wiedervereinigung für Finanzämter in Ostdeutschland geleistet haben. In Voruntersuchungen wurden außerdem Indikatoren für die Leistungsfähigkeit der Finanzämter zusammengestellt.

„Unser Forschungsprojekt zielt darauf ab, das Verständnis solcher Aufbauprozesse zu verbessern und herauszufinden, wie effektiv verschiedene Maßnahmen sind, um eine Finanzverwaltung neu aufzubauen“, sagt Prof. Dr. Nadja Dwenger. Verwaltungshilfe wird gemeinhin genau auf die Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten und ist daher endogen. Die Wiedervereinigung stellt einen einzigartigen historischen Kontext zur empirischen Identifikation dar: den ostdeutschen Bundesländern wurden westdeutsche Partnerländer zugeordnet; die geleistete Verwaltungshilfe hing von deren Finanzlage und Personalstärke ab und damit von Faktoren, die exogen zur Lage in den ostdeutschen Bundesländern waren. Dies ermöglicht es den Forscherinnen, einen kausalen Zusammenhang auf Ebene der Finanzämter zu identifizieren und zu ermitteln, welche Strategien besonders für den Aufbau einer Finanzverwaltung geeignet sind. Weiterhin wollen sie daraus ableiten, wie eine optimale Organisationsstruktur eines Finanzamts aussieht und wie sich eine effiziente Finanzverwaltung auf die Entwicklung der lokalen Wirtschaft und auf das Vertrauen der Bürger*innen in ihre Finanzverwaltung auswirkt.

 

Eckdaten des Projekts:

  • Projekttitel: Aufbau einer funktionsfähigen Finanzverwaltung (FISCAP)
  • Fördersumme/Geldgeber: Das Projekt wird insgesamt mit 695.000 € gefördert; Hohenheimer Anteil: 232.800 Euro (Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG)
  • Projektdauer: 1.10.2020 - 30.9.2023

Kontakt:

Prof. Dr. Nadja Dwenger, Universität Hohenheim, Fachgebiet Volkswirtschaftslehre, insbesondere Finanzwissenschaft,T +49 711 459 22990, E nadja.dwenger@uni-hohenheim.de

Weitere Informationen zum Projekt:

http://verwaltungsaufbau-ost.de/

http://www.buildingfiscalcapacity.com/


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