350.000 Flaschen: Pfandgeld schafft 4 Arbeitsplätze bei Trott-war e.V. [19.11.15]
Kleiner Pfandbetrag, große Wirkung: Mit ihrem Sozialprojekt „Spende dein Pfand“ konnte die Studierendenorganisation Enactus Hohenheim 2014 nicht nur über 64.000 Euro einnehmen. Sie schufen mit den Einnahmen auch vier neue Arbeitsplätze für sozial benachteiligte Menschen.Möglich wurde der Erfolg durch Sammelbehälter auf dem Campus und am Stuttgarter Flughafen. Studierende oder Fluggäste können hier Pfandflaschen abgeben und den Pfandbetrag so spenden. Alleine im letzten Jahr wurden 350.000 Flaschen gespendet. Der Tagesrekord liegt bei 2.000 Flaschen. Nun übergibt die studentische Gruppe ihr initiiertes Sozialprojekt an den Verein Trott-war e.V.
Noch schnell die Flasche leertrinken, ehe es ins Flugzeug geht. Immerhin sind Flüssigkeiten nur in geringen Mengen erlaubt. Doch die Flasche wieder zurück in die Tasche packen? Fehlanzeige, kein Platz. Der Mülleimer kommt ebenfalls nicht in Frage – immerhin geht es um 25 Cent Pfand. Da kommt eine Alternative am Flughafenterminal gerade recht: der Spende dein Pfand-Container.
Etwas Gutes für die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt tun, und das ohne großen Aufwand: Das ist der Grundgedanke der transparenten Behälter, die auf dem Campus der Universität Hohenheim und in den Terminals des Stuttgarter Flughafens stehen. Über 1.000 Flaschen werden hier täglich nach Feierabend von Mittarbeitern der Zeitschrift Trott-war eingesammelt und sortiert, deren Stellen von diesen Pfandflaschen finanziert werden.
Sozial und ökologisch – ein doppelt gutes Projekt
„Spende dein Pfand unterstützt seit 2013 sozial benachteiligte Menschen“, erklärt Lena Göhringer, Vorstandsmitglied von Enactus Hohenheim und Projektleiterin von Spende dein Pfand. „Ziel von Enactus ist nachhaltige Projekte unter sozialen, ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten zu entwickeln und durchzuführen. Anschließend übergeben wir die Projekte an soziale Einrichtungen in der Region, um diese gezielt zu fördern.“
Durch die Initiative Spende dein Pfand konnte Trott-war vier Arbeitsplätze schaffen, allein finanziert durch das Pfandgeld, erklärt Helmut Schmid, Geschäftsführer von Trott-war e.V. „Die Mitarbeiter haben die Aufgabe, die Container zu leeren, die Flaschen zu sortieren und sie dann entweder selbst abzugeben oder sie für den Grünen Punkt bereitzustellen.“
Neben den sozialen Aspekten geht es den Studierenden auch um die Auswirkungen für die Umwelt. „Oft werden Pfandflaschen falsch entsorgt, beispielsweise in den Müll geworfen“, so Timo Tramer, Teammitglied bei Spende dein Pfand. „Mit den Containern stellen wir sicher, dass die gespendeten Pfandflaschen dem Recycling- oder Wiederverwendungsprozess zugeführt werden. Das Projekt bewirkt sozusagen auf zweifache Weise Gutes.“
Am Dienstag, 24. November, übergibt das Enactus-Team um 18:00 Uhr im Blauen Saal von Schloss Hohenheim das Projekt an ihren Projektpartner Trott-war. Weitere Informationen zu Spende deinen Pfand unter hohenheim.enactus.de/blog/projekte/spende-dein-pfand-hohenheim
Aktuelle Projekte von Enactus Hohenheim
- Zusammenwachsen und zusammen wachsen: Mit dem Urban-Gardening-Projekt „Zusammenwachsen“ sollen sich Flüchtlinge und interessierte Bürger in den Unterkünften im Neckarpark beim gemeinsamen Gärtnern besser kennenlernen. Dadurch werden zugleich ökologische und soziale Ziele verfolgt.
- i.Read i.Write: Das Projektteam von „i.Read i.Write“ hat das Konzept einer Vermittlung von langfristigen Hospitanzen in Schulen speziell für Pädagogikstudenten der Universitäten in Stuttgart entwickelt. Das soll eine zusätzliche Förderung von lese- und schreibschwachen Schülern/innen ermöglichen. Die individuelle Förderung – insbesondere bei mangelnden Deutschkenntnissen – steht hier im Vordergrund.
- Brötchen mit Herz: Die Initiative „Brötchen mit Herz“ richtet sich vor allem an kleine, lokale Bäckereien. Kunden können dabei ein Produkt – beispielsweise einen Kaffee oder eine Brezel – zusätzlich bezahlen. Die Rechnung dafür wird dann in der Bäckerei aufgehängt, sodass bedürftige Menschen darauf zurückgreifen und das gespendete Produkt frisch aus dem Ofen oder der Kaffeemaschine erhalten können.
Hintergrund: Enactus Hohenheim
Enactus ist eine ehrenamtliche und gemeinnützige studentische Gruppe, in der sich weltweit mehr als 57.000 Studierende an über 1.600 Hochschulen in 39 Ländern engagieren. Jedes Projekt hat einen ökonomischen, sozialen und ökologischen Hintergrund. Ziel eines jeden Enactus-Projekts ist mittels Hilfe zur Selbsthilfe die Lebensqualität und den Lebensstandard Bedürftiger zu erhöhen. Das Enactus Team der Universität Hohenheim wurde im Jahre 2010 mit Hilfe des Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurship gegründet. Bereits bei der ersten Teilnahme am nationalen Wettbewerb im Jahr 2011 wurde Hohenheim als bestes Newcomer-Team und mit dem Spirit of SIFE (Students In Free Enterprise) Award ausgezeichnet. Der erneute Gewinn des Spirit of SIFE Awards 2012 bestätigte die erfolgreiche Arbeit der Studierenden der Universität Hohenheim, die heute zu den stärksten Teams in Deutschland zählen. Die mittlerweile 60 Mitglieder aus den Fakultäten Natur-, Agrar-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften betreuen aktuell neun nationale und internationale Projekte. So entwickelte Enactus Hohenheim unter anderem eine universitätseigene Mitfahrgelegenheit oder baute ein neuartiges Unterstützungsmodell für Seniorinnen und Senioren auf.
Darstellung Trott-war e.V. in Kurzform
Die Idee der Straßenzeitung entstammt den 80er Jahren aus den USA, wo es keine sozialen Absicherungssysteme gab wie in Europa. 1993 startete dann auch in Deutschland ein regelrechter Gründungsboom mit Hinz & Kunzt in Hamburg und Biss in München. Trott-war gibt es als eine der ersten Straßenzeitungen (die vierte) in Deutschland seit 1994. Der Namen „Trott-war“ bedeutet, dass der Trott einmal war und dieser nun mit der Straßenzeitung vorbei sein soll. Diese Bezeichnung nimmt auch direkten Bezug zur Straße, da der Name an das gleichgesprochene französische Wort Trottoir (Bürgersteig) erinnert.
Die Straßenzeitung arbeitet völlig ohne öffentliche Mittel, um unabhängig zu sein. Sie ist Protagonist der freien Marktwirtschaft im Sozialbereich und finanziert sich allein durch Einnahmen aus dem Zeitungsverkauf, aus den alternativen Stadtführungen und den Pfanderlösen am Flughafen sowie durch Mitgliedsbeiträge, Abonnements und insbesondere Zuwendungen von Sponsoren und Spenden aus der Wirtschaft und von Privatpersonen. Daher sind Unterstützungsleistungen und Spenden durch die Wirtschaft und von privater Hand existenziell wichtig. Neben der Straßenzeitung hat Trott-war e.V. auch ein Theater-Ensemble, ein Wohnprojekt für die Mitarbeiter, eine eigene Grabanlage und bietet dauerhaft kostenloses Frühstück, eine Kleiderkammer und medizinische Hilfen wie Zahnersatz und Sehhilfen sowie Schulungen und Weiterbildungen wie den Deutschunterricht für ausländische Mitarbeiter.